San Juan de Vilapanda - Salas

Von Hohlwegen, Dünen und Nordseefeeling

Ich sag euch,  so eine Nacht und man schläft lieber draussen!  Zwei Stockbetten aneinander geschoben - kein Problem  ... wenn da nicht einer neben einem liegt,  der schnarcht,  wie ein Walross.  Zuerst ist ja auch noch alles gut.  Er hat mir den Rücken zugedreht und ich habe meine Stöpsel drin und er hält sich ja auch noch zurück.  Mit dem Rücken zu mir (das ist wohl seine Leiseschlafseite),  auf der er sich auch zunächst noch ganz wohl fühlt.  Bis so gegen 4.00 Uhr - dann dreht er sich um ... und das ist ganz eindeutig NICHT seine Leiseschlafseite. Er röhrt mir entgegen,  dass es mich schier aus dem Bett haut!

 

 Na gut,  dachte ich,  schau,  der ist so entspannt und es geht ihm so gut. ... und dann rutschte er langsam aber sicher näher und nähervauf mich zu.  So ein bisschen schnarchte er ja wie Thomas.  Guck,  das ist doch wie daheim!, wollte ich denken,  konnte es aber nicht,  weil wenn es wie daheim gewesen wäre,  hätte ich ihm einen Schubs gegeben und gebeten, dass er bitte ein bisschen leiser weiterschnarcht. Aber ich wusste, ja noch nicht einmal,  in welcher Sprache ich ihm das hätte sagen sollen!

 

Also gut,  aufstehen,  mal aus Klo muss ich eh und bleib bei der Gelegenheit halt einfachnein bisschen draussen sitzen.  Dann wieder zurück ins Bett.  Und siehe da: Die Leiseschlafseite hat ihn wieder...  und dabei will  die ihn gar nicht haben! Er ist ihr gegenüber auch sehr höflich und drängt sich ihr nicht auf....  Röööhr! Wieder direkt in mein Ohr. 

 

Das Thema schlafen ist für mich damit gegessen.  Ich nehme mein Tablet und schleiche nach draußen.  Dann eben eine Stunde in Ruhe Gedanken sortieren,  denke ich...  genau 10 Sekunden lang,  denn meinen Rückzug (oder versuchten Rauszug) nehmen nach und nach ganz viele der anderen,  um ihre Sachen nach draussen zu schleppen. Damit hat sich Ruhe und Gedanken auch gegessen. 

 

 

Ich kapituliere,  hole auch meine Sachen,  büße dabei ein Paar Socken ein (ist aber nicht schlimm,  nur wenn ich jetzt noch ein Paar verliere,  dann wird es knapp), nehme mir meinen vom Hospitalero geschenkten Joghurt aus dem Kühlschrank und kippe noch ein paar von meinen Nüssen hinein - so grossartig habe ich seit letzter Woche Sonntag daheim nicht mehr gefrühstückt!  Ich habe sogar Kaffee aus dem Groschenautomaten! 

 

Etwas Gutes hat die Sache dann doch: Als ich die Herberge verasse, geht  gerade hinter den Bergen die Sonne auf.  Das ist fein!  Und ich bin frisch und stupfele so frohgemut vor mich hin. 

 

 

 

Von einigen nicht so schönen Abschnitten einmal kurz abgesehen,  ist das heute echt ein schöner Weg,  ganz viel auch durch Wald,  vorbei an einem Mandarinenbaum,  an dem ich mich beinahe vergriffen hätte (aber wenn sich jeder, der hier vorbeikommt,  einmal kurz vergreift,  bleibt da ganz schnell nicht mehr viel übrig) (aber verführerisch war es schon) (wie bei Eva im Paradies) (aber ich war ja nicht nackt!), durch wunderschöne Hohlwege,  an dem alten Kloster San Salvador in Cornellana und Dünen mit ganz feinem, weißen, Sand vorbei (noch eine Palme und ein Drink mit Schirmchen drauf und ein Liegestuhl unter und ein knackiger Jüngling mit braunem, ölglänzendem Sixpack ... ach jaaaa! ... ),  hier und da bergauf,  aber nie schlimm,  auch mal durch Matsche,  aber so sind Waldwege nunmal, und am Ende durch einen Park, da fühlt man sich auf dem Holzsteg wie an der Nordsee - es ist soooo schön!

 

In Salas angekommen, setze ich mich gleich in die erste Bar,  in der ganz viele Spanier sitzen, weil wo die hingehen,  die hier wohnen,  da ist es fein: ein Kaffee,  eine Cola,  ein belegtes Brötchen (mmmmhmmmmy das ist lecker! ) und ich denke wirklich,  dass ich dann weitergehen könnte. Könnte ich auch, wenn sch da nich Wifi-Schilder mir todesmutig vor die Füsse werfen würden.  Nur mal wieder so ein bisschen hier schreiben...  und die Wäsche waschen...  vor allem mein Langarshirt...  das weiss ja gar nicht mehr,  dass es auch ohne zu stinken existieren kann! ... Und mei Handtuch ...  Wenn man sich mit  einem Handtuch über eine Woche immer wieder abledert (mit diesen Mikrofaserdingern wäre abtrocknen effektiv der falsche Ausdruck), das aber nie wirklich trocken werden kann,  dann ist das in der Lage Gerüche von sich zu geben,  die wollt ihr euch nicht vorstellen.  Und meine Laufhose! Die ist unten an den Beinen so dreckig,  dass der Matsch vor mir reisaus nimmt,  weil er nicht von mir beschmutzt werden möchte!

 

Wisst ihr, was total klasse ist? Wenn man einen Weg geht,  den Bekannte gerade vorher gegangen sind. Von denen kriegt man dann genaue Informationen,  wo man schlafen kann und wo lieber nicht.  Als gehe ich direkt in eine ganz schöne Herberge,  darf für 2,-- mehr ganz allein in zwei Betten schlafen (vielleicht schlafe ich ja erst in dem einen ein bisschen,  lege mich dann ins andere,  röhre ein bisschen vor mich hin,  wechsele dann wieder ins eine und ärgere mich über mich,  weil ich da neben so laut schnarche,  dass ich hier gar nicht schlafen kann), mache große Wäsche, hänge sie in die Sonne und bin dann ... einfach ein bisschen faul.

Und esse furchtbar viel.  Beim Gehen habe ich gar keinen Hunger.  Da bin ich auch viel zu viel mit schnaufen beschäftigt.  Aber so ein verbummelter Nachmittag ...  Wie gut, dass es hier ganz viele Bars mit noch mehr Essen gibt. 

Und habe ich euch schon erzählt,  dass ich gar nicht nass geworden bin heute?  Das liegt aber nur daran,  weil ich hier geblieben bin.  Kaum zwei Stunden, nachdem ich in der Herberge angekommen bin, fängt es wieder an,  nicht dolle,  aber eben doch nass. 

 
 
Ach,  ich bin richtig froh,  dass ich hiergeblieben bin.  Das Ehepaar,  denen die Herberge gehört, ist so nett! Ich wusste schon von einem Vormirpilger, dass er hier mit seinem wehen Fuß ganz lieb versorgt und sogar zum Arzt gefahren wurde, und gerade jetzt ist auch ein Deutscher hier, um den sie sich genauso liebevoll kümmern.

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