Campiello - Hospitales - Berducedo

Das ist heute schon auch ein bisschen ein Halsknödeltag. Ich hatte solche Angst,  dass das Wetter nicht mitspielt und ich den ganzen Tag im Regen hinauflaufe,  ohne dann oben etwas von der schönen Aussicht zu sehen - und jetzt ist es ist soooo schön! Beim Losgehen stecke ich zwar noch in einer Wolke, die auch ein bisschen feucht und nicht war ist, aber es ist eben nur eine Wolke und Wolken bewegen sich ja immer und diese bewegt sich auch - ich denke nach oben, weil nach einer Weile kann ich sie vor und hinter mir nicht mehr entdeckten.

In Borrses gibt es noch eine Tasse Kaffee in einer total süssen Bar (da gibt es nur eine,  aber die ist wirklich süss! Wohl ganz arg im Gegensatz zur Herberge - aber da war ich ja vorgewarnt und bin zum Glück dort nicht hingegangen. Ich habe gestern die Warnung auch weitergegeben, aber es haben halt nicht alle auf mich gehört und die sehen heute ein wenig ... verschnupft aus.

 

Und dann komme ich auch schon an die Stelle, an der sich der Weg teilt nach über Hospitales obenrum und anders halt und nicht ganz so viel nach oben. Aber die Sonne zwinkert schon und ich habe mich auf heute gefreut, wie ein Spanferkel. Für mich gibt es hier nix zu entscheiden.

Und dann geht es bergauf. Aber wisst ihr was? Ich finde den Weg gar nicht so anstrengend! Na gut, ich bin auch am schnaufen und keuchen, aber wenn ich nicht schnaufen und keuchen würde, wäre das wesentlich unangenehmer für mich. Es gibt auch drei oder vier steilere Nachobenstücke, aber die gehen meistens nur so weit ich gucken kann und ich war ja noch nie mit Weitblick geschlagen. Ansonsten geht es immer stetig bergauf, aber meistens viel zu bequem, um unbequem sein zu können. Und davor hatte ich Angst!

 

Die Berge um mich herum wollten zwar nicht ihre Wolkenmützchen absetzen,  aber das sieht total klasse aus!

Wo der richtige Weg in einen Trampelpfad zwischen niederem Heidekraut übergeht, stehen Posten, an denen man sich orientieren kann. Also eigentlich ist der Weg total sicher ... wenn da nicht gerade so dicker Nebel ist, dass man nicht von Pfosten zu Pfosten gucken kann. Aber wenn kleine, dicke, olle Pilgerweiber reisen, gibt es keinen Nebel - nur Kühe und Pferde.

 

Und dann bin ich oben.

Wunderschön ist auch das erste Dorf: eine handvoll Schieferhäuser und eine total schöne kleine Kirche mit einem sehr netten Pilger aus Frankreich mit seinem ganz besonderen Pilgerstock, der  hier steht und so vor sich hinschmettert, dass es mir ganz kruddelig im Bauch wird - nicht wegen der Schönheit seines Geklänges, sondern wegen seiner Inbrunst. Und weil der, Philippe (bei ihm fangen alle weiblichen Äugelein an zu glänzen - zumindest die derer über 30; jünger gibt es allerdings auch nur Rebekka und ihre Augen brauchen keinen Philippe zum Glänzen, das können sie auch ohne ihn ganz gut), ein ganz ein Lieber ist, hat er mich hier fotografiert - eines der wenigen Bilder, die ich von mir auf dem Weg habe (das ist der Nachteil eines Alleineläufers: Es ist nie jemand da, der einem fotografieren könnte).

Ab hier wird mir das Gehen dann doch langsam ein bisschen schwer. Bei über 25 km mit 1.100 m bergauf geht dann doch irgendwann die Luft raus. An der ersten und einzigen Bar auf dem Weg mache ich eine längere Pause ... aber von schwungvoll weitergehen kann auch danach keine Rede sein.

 

An der öffentlichen Herberge von Berducedo gucke ich nur kurz hinein und beschließe, dass es für das letzte Bett bestimmt einen müden Nachmirkommer geben wird, der dafür dankbar ist. Ich will ja nicht schnäubisch sein, aber ich weiß, dass es hier noch eine private Herberge gibt, die zwar ein ganzes Stück teurer ist (bei 5,-- € und 15,-- € ist zwar 15,-- € dreimal so viel wie 5,--, aber anders gesehen sind es gerade mal 10,-- mehr) - und werde von der Hospitalera schon erwartet. Ist das lieb? Ich wurde schon angekündigt, damit ich auch ja noch ein Bett kriege!

 

Kinders, darf ich mal eben kurz etwas sagen? Ich war ja anfangs auf dem Primitivo ein bisschen hölzern und wusste nicht so recht etwas mit mir anzufangen, aber wenn man dann so steif in eine Gruppe von Mitläufern hineinkommt, die so lieb ist wie die Menschen, die ich hier um mich herum habe, dann ist das wirklich ein Geschenk - auch oder gerade wenn ich die oft den ganzen Tag gar nicht sehe (heute hat mich genau ein Pilger überholt).

 

Für eventuelle Nachmirpilger ein kleines Achtung! Es gibt eine Alternativroute zum Hospitales und bei Alternativ zum Berg gehe ich normalerweise davon aus, dass das dann eben nicht Berg ist. Stimmt aber nicht! Ich habe für beide Strecken mal eine Karte erstellt und sie miteinander verglichen. Alternativ zum Berg heißt in diesem Fall länger und mit mehr Höhenmetern! Also denkt nicht, dass "untenherum" einfacher ist. Allerdings gibt es dort noch ein gutes Stück Herbergen und Bars.

 

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