Lugo - Friol

Ich verlasse also noch einmal Lugo. Soll ich euch mal etwas sagen? Die Menschen hier sind einfach großartig! Ein Jogger, der mir entgegenkommt, hält extra an, um mir zu sagen, dass der Camino nicht hier entlang geht. Ich sage ihm, dass ich das weiß, aber ... - Ach, die Alternativroute? - Ja genau! - Ja, dann bin ich richtig. Buen viaje! - Ist das klasse? In Pola de Lena wusste ein Pfarrer noch nicht einmal, dass es da einen Camino gibt und hier weiß ein Jogger sogar, dass es hier eine Alternativroute hat!

 

 

An der Straße wird die Hilfsbereitschaft der Menschen für mich aber ein bisschen ... schwierig. Dass ich andersherum laufen will, ist völlig in Ordnung, aber dann auch noch an der Mera entlang? Neinneinnein, das geht ja nun gar nicht! Sage und schreibe 4 Autos halten an und schicken mich die Straße entlang, wo der Weg ja nun eigentlich verläuft. Einer fährt sogar im Schrittempo hinter mir her, damit ich ja nicht ausbüxe. Was soll man bei so viel Hilfsbereitschaft machen? Ich jedenfalls stapfe immer wieder die Straße entlang in die vermeintlich richtige Richtung, bis mein freundlicher Helfer mich nicht mehr sieht, wetze dann ganz schnell wieder zurück ... um vom nächsten Autofahrer aufgefangen zu werden. Na klasse!

 

Am Ende schaffe ich es doch, gehe an diesem kleinen Flüsschen entlang und brauche schier unendlich viel Zeit dafür, denn hier ist es einfach nur schön! Erst düddelt sie ganz sacht und leise vor sich hin, zwischendurch wird sie ganz aufgewuselt und laut und dann wieder ganz still und friedlich. Und der Weg ist so, dass Gehen einfach nur Spaß macht ... machen würde, wenn man nicht ständig stehenbleiben und gucken und fotografieren müsste.

Ein ganz wichtiger Hinweis für Nachmirpilger: Eigentlich ist dieser Weg mit grünen Pfeilen markiert, nicht mit gelben, aber nach dem Flussgelustwandel ist es besser, ihr geht erst mal gelb nach und um Veral (ihr glaubt gar nicht, wie viele Hunde da aus allen Ecken geschossen kommen!). Aber dann nicht mehr! Weil dann zeigt ein gelber Pfeil irgendwann nach links. Da geht es wohl auch nach Friol, aber auf Straßen. Hinter dem Haus Nr. 20 dem grünen Pfeil nach rechts hinterher führt so, dass wir den Rest des Tages fast völlig herausgenommen aus der Welt lustwandern können, immer an Wiesen und Weiden und unter Bäumen. Das ist so schön!

 

Oh, von dieser Dame muss ich euch erzählen, weil die ist so lieb!: Ich sitze so zwischen ziemlich großen Grundstücken auf einem Stück Holz, das selbst für meinen Hintern bequem und groß genug ist, da kommt ein Auto angefahren und hält am Haus mir gegenüber. Aussteigen tun eine Dame und ein Herr und ganz viele Hunde, die freudig kläffend auf mich losgestürzt kommen. Nun bin ich ja immer ein wenig zurückhaltend Hunden gegenüber, aber da sind ja Frauchen und Herrchen dabei, was mir das Gestürme wesentlich angenehmer machen. Die sind auch sofort sehr bedacht und rufen alles zurück, was vier Beine hat. Und dann kommt die Dame zu mir und fragt mich, woher ich komme. Aus Deutschland? Oh, das wäre ja schön, weil sie spricht "ein bisschen" deutsch (wenn ich nur halb so ein bisschen spanisch könnte wie sie deutsch, hätte ich mir morgens bei den hilfsbereiten Autofahrern viele überflüssige Meter erspart!). Ob ich denn alles hätte, was ich brauche? Brauche ich noch Wasser? Ach, sie weiß: Sie kocht mir jetzt eine Tasse Kaffee! Und wenn ich sonst noch etwas brauche, sollte ich es ihr nur sagen! - Ist das lieb?!

Wie gesagt, den Rest des Tages verbringe ich völlig entrückt vom Rest der Welt und genieße es so unverschämt, dass es schon fast unanständig ist. Erst kurz vor Friol stupfe ich wieder ein bisschen auf der Straße herum, aber auch nur, weil ich zu doof bin, einen Weg zu finden, der mir auch diese kurze Asphaltstrecke noch erspart hätte.

 

Es gibt hier keine Herberge, aber ein Gästehaus, das von allen Vorpilgern - zu recht - sehr gelobt wurde. Das suche ich und werde dabei von noch einer ganz lieben Dame gefunden, die ihr Cabriolet mitten auf der Straße für mich anhält, um zu fragen, ob sie mir helfen kann. Ich sage ihr, dass ich das Casa Benigno suche (jajaja, ich schleiche Werbung, aber das ist echt klasse!) und sie bietet mir an, mich die letzten 50 m im Auto mitzunehmen. Da muss ich dann doch mal lachen! Neinneinnein, ich bin Pilger und gehe zu Fuß - auch als 100-km-Pilger! Ich hab ja so meinen Heiligenscheinstolz! Und bei der kurzen Strecke hätte ich länger gebraucht, meinen Rucksack in ihrem Miniauto unterzubringen, als ich zum Gehen benötigte.

 

In der Pension wartet Chris schon auf mich (ist das schön!), ich kriege ein Einzelzimmer mit - Achtung! - dadadadaaaaaaa! - BADEWANNE! Nun ratet mal, was ich zuerst mache!

 

Hautverschrunzelt bummele ich noch durch das kleine Örtchen und gehe einkaufen. In der Bar des Gästehauses gibt es auch Abendessen, aber erst um 21.00 Uhr. Bis dahin bin ich (es gab den ganzen Tag nur Rucksackverpflegung und ich bin völlig ausgehungert) schon satt und nehme meinen Nachtisch liegend ... in der Wanne ... weil die kann man auch öfters benutzen!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0