Friol - Sobrado dos Monxes

Ich kann euch gar nicht sagen, wie frisch und ausgeruht und sauber ich mich heute fühle! Ich hatte ein Zimmer mit einem sauberen Bett ganz für mich allein und habe geschlafen wie ein Murmeltier. Das war so schön!

 

Anfangs geht es ein Stück an der Straße entlang und dann nach rechts weg ab erneut ins spanische Nirwana der Weiden, Wiesen und Wälder, meist auf Wirtschaftswegen und da, wo gar nichts anderes mehr geht, eben auch einmal auf einem Trampelpfad. Wer so laufen darf, fährt nie wieder freiwillig mit einem Auto!

 

Rechtzeitig zur Mittagshitze komme ich auf eine Hochebene, wo ich dann doch leider wieder Straße unter den Füßen habe. Aber das tut eigentlich gar nicht so weh, weil bis hierher der Weg so schön war. Und wo Straße ist, kommt irgendwann auch einmal eine Bar. Und das ist praktisch, weil für die Strecke Lugo - Sobrado dos Monxes braucht Pilgerlein drei Stempel, damit sie in Santiago für die Compostela anerkannt wird: Einen in Friol (vorher kann man höchstens den Hufabdruck einer Kuh als Ersatz hernehmen, weil zwischen Lugo und Friol gibt es wirklich rein gar nichts!) (doch, eine nette Dame, die "ein bisschen" deutsch spricht und gerne Kaffee kocht) (aber sonst wirklich nichts), einen dazwischen und einen in Sobrado.

Vor der Bar sitzen schon drei Berliner, die vom Norte (inzwischen bin ich auf dem Camino Norte. Heideröslein! So gesehen ist das jetzt nach dem San Salvador, dem Primitivo und dem letzten Stück auf dem Francés mein vierter Camino!) (ich bin ein Held!) (nee, Moment, ich habe Brust, also bin ich eine Heldin!) (wir wollen doch bitte politisch korrekt bleiben!). Gestern war ich den ganzen Tag ganz alleine, heute morgen bin ich mit Chris gestartet - sonst gab es da kein rucksacktragendes Leben um mich herum. Und das wird auch bis Arzúa morgen so bleiben.

Es geht noch einmal ein Stück an der Straße entlang und dann wieder abseits und manchmal richtig schön bis zum See von Sobrado. Ich habe noch nie so viele Seerosen gesehen! Das ist kein See, sondern ein Blumenmeer!

Und - schwuppsdiwupps - bin ich in Sobrado und werde auf der Straße mit "Grüß Gott" gegrüßt! Hups! Ich gucke den Herrn völlig perplex an und frage ihn, ob ich wirklich so deutsch aussehe, worauf der mich völlig entgeistert anguckt und dann lauthals anfängt zu lachen: Es war ihm gar nicht aufgefallen, dass er deutsch gesprochen hat! Er kommt aus dem Allgäu und macht hier Urlaub in seinem kleinen Häuschen.

Ich freue mich schon die ganze Zeit wie ein kleines Kind darauf, in diesem Kloster zu übernachten, und ich sage euch: Wenn man die Kirche sieht, wenn man an der kleinen Wiese des Innenhofes steht und über das Dach hinweg die Türme anguckt, wenn man in diesen alten Mauern seinen Schlafsack ausbreitet, wenn man mit den Mönchen Vesper oder/und Komplet (ich war nur bei der Vesper, weil ich zur Komplet komplett in einer Bar versumpfte) feiern und ihren Gesängen lauschen darf, wenn man nachts auf der Wiese liegt und Sterne guckt - das sind Dinge, da kriegt man Halsknödel.

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