Puente de los Fierros - Pola de Lena

Heute ist so gar nicht mein Tag.  Ich habe furchtbar schlecht geschlafen und als ich dann aufgewacht bin,  war es schon nach 7.00 Uhr und ich musste mich beeilen,  rechtzeitig zum Zug zurück nach Puente zu kommen und der Automat mochte mich heute morgen so gar nicht und ich sass mal wieder nur geschmacklos verwässert auf Koffeinmangel. 

 

Trotzdem habe ich den Weg anfangs ganz unverschämt genossen. Ein Trampelpfad durch hüfthohes Gras,  das vom Regen in der Nacht noch so nas war,  dass ich hier quasi meine Morgendusche im Gehen nahm.  Zumindest bis kurz unter die Brust war ich am Ende schön frisch. 

 

Durch ein Dorf,  weiter,  durch das nächste Dorf mit Brunnen und Becher und Glas dabei.  Ist das lieb! Auf nachdrücklichstes Anraten einer älteren Dame nahm ich nicht das Wasser von rechts oben aus dem Edelstahlrohr,  sindern aus dem vermoosten Eisenstumpfen links darunter. Wenn ich jetzt Dünnpfiff krige,  hat sie es nicht gut mit mir gemeint.  Neinneinnein,  alles ist gut und Dreck reinigt den Magen.  So bin ich also nicht nur bis zum Nabel,  sondern auch innen porentief rein. 

 

Aber hier verlaufe ich mich dann zum ersten Mal und latsche anstatt geradeaus eine ganze Weile auf der Landstrasse bergauf,  bis mich ein Auto wieder einfängt und zurück schickt.  Der richtige Weg ist auch viel schöner und geradeaus,  aber dann verpasse ich den Abgang nach rechts und laufe und laufe zwei Stunden in der Weltgeschichte herum.

 

Nach einem steilen Abstieg komme ich an ein Tor zur Kuhweide.  Da geht nix.  Also wieder nach oben,  da in und über die Weide,  aber da ist nur nochbein Ausgang und an dem geht auch von dieser Seite nix. Wieder zurück und über der Weide entlang,  bis da auch nix mehr geht,  und dann eben den nächsten Weg nachbwieder oben,  bis ich davon überzeugt bin,  dass der irgendwo endet,  nur eben wahrscheinlich ganz bestimmt nicht da, wo ich hin will.  Also Kehrtwendmarsch bis zum nächsten Weg nach unten, zwei mal link gehalten und im Nirgendwo gelandet,  wieder bergauf zurück,  beim zweiten Mal rechts gehalten und guck,  was da kommt: Rechts neben mir entdecke ich einen Weg mit Muschel! 

 

Hatte ich schon erwähnt,  dass es heute Nacht geregnet hat,  was der Himmel so an Nass zu bieten hatte? Ihr macht euch keine Vorstellung,  wie ich aussehe und wie interessant ich rieche.  Ich bin froh, dass kein Rindvieh in der Nähe ist,  das würde sich glatt in mich verlieben! 

 

Jedenfalls komme ich irgendwann in Campumanes an und falle über die nächste Bar her: Brot mit Chorizo, dieser scharfen Salami, die so typisch ist für Spanien und soooo lecker!,  und einen café con leche nach dem anderen.  Und die Senora ist so lieb und füttert mich ganz nebenbei mit Schnittchen.  Ich könnte sie knutschen.  Jedenfalls bin ich am Ende pappsatt,  koffeiniert und sooooo glücklich!

 

Weiter als bis Pola de Lena kann und möchte ich trotzdem nicht. Und das ist so klasse! Als ich an die Rezeption komme,  guckt mich die ganz liebe Dame von gestern (nicht Paula und ich habe leider ihren Namen vergessen) erschüttert an: Andrea,  was machst du hier? Du solltest doch in Oviedo sein!  (Ich will nicht mogeln,  ich verstehe nur ihren Blick,  meinen Namen, aqui und Oviedo. Aber das ist halt mein Spanisch: aus drei Wörtern bastel ich ganze Sätze, weil drei Wörter mit nix drumherum sehen irgendwie...  nackelig aus.  Und es ist ja nicht so,  dass sie nicht in vollen Sätzen sprechen kann.  Ich kann halt nur nicht in vollen Sätzen verstehen.  Und wisst ihr was besonders blöd ist?  Ich kann hervorragend Fragen stellen.  Na klar,  ich weiss ja, welche Worte ich kenne,  und die bastel ich halt einfach hintereinander ... Und hoffe,  dass ich keine Antwort kriege,  weil ich die ganz bestimmt nicht verstehe. )

Heute bin ich nicht mehr allein im Zimmer.  Da ist noch ein Ehepaar mitsamt Fahrrädern und Francesco, der schon seit 50 Tagen unterwegs ist. ... von daheim. Er kam aus der Einsamkeit und wurde vom Trubel auf dem Frances so erschlagen,  dass er auf den de San Salvador gewechselt ist.  Der muss die ganze Zeit irgendwo hinter mir gewesen sein. Und wisst ihr was?  Nicht so ganz alleine zu sein,  ist doch auch schön. 

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