A Fonsagrada - O Cadávo

 

Der Tag beginnt in einem wilden Zickzackgewatschel einmal nach links von der Hauptstraße weg, einmal nach rechts von der Hauptstraße weg, aber weil wir eben immer mehr oder weniger weit und wo auch immer aber von der Hauptstraße weg sind, macht es hier richtig Spaß zu laufen.

 

Ich genieße den Weg jedenfalls - und zwar so sehr, dass ich anfange, Spinnenweben zu fotografieren. Die sind so schön! ... Und dann stehe ich mitten in der spanischen Pampa und krieg einen wilden Lachanfall: Kinders, Kinders, Kinders, wie weit muss es mit einem Menschen gekommen sein, wenn der anfängt, Spinnweben zu fotografieren!

 

Wenn wir links und rechts wieder sortiert haben, geht es rechts der Landstraße weiter und ziemlich tüchtig bergauf zu Windrädern, wo es die wunderschönen alten Steine des Hospital de Peregrinos Montouto gibt. Hab ich euch schon einmal gesagt, dass ich alte Steine total gerne mag? Nein? Dann sag ich es euch eben jetzt: Ich mag alte Steine total gerne! Und diese sind besonders kuschelig.

 

Durch die Windräder hindurch geht es wieder bergab und das nicht unzünftig - aber schön über Steine und Felsen und auf einem gebirgeligen Fußpfad und am Ende werden wir mit einer Bar belohnt.

 

Bars sind beim Pilgern immer total klasse, besonders wenn es die erste nach ganz langer Zeit ist. Da treffen sich alle und kauen und schlucken. Allerdings muss ich gestehen, dass ich hier nichts bestelle, weil ich nichts bestellen kann, weil der Wirt total überfordert ob der Massen zügelloser Heiligenscheinerwatscheler ist. Aber soll ich euch etwas verraten? Nur 200 m weiter gibt es noch eine Bar, die sieht jetzt nicht ganz so nett aus, wie die hier, aber da wird man garantiert sehr schnell gefüttert und getränkt. Nur bin ich jetzt gerade satt, weil ich meine unerschöpflichen Rucksackvorräte geplündert habe. Nichts bestellen zu können ... ist nur halb so schlimm, wenn man genug dabei hat und trotzdem bei allen anderen sitzen kann.

 

Weiter geht es, jetzt links von der Landstraße und hier mache ich meinen Fehler des Tages: Ich gehe auf einer Asphaltstraße, auf der man nur schwer stolpern kann, die so gut wie unbefahren ist und ... versinke in meinem Kopf. Meine Augen sind zwar offen, merken das aber erst, als ich 2,2 km zu viel und ziemlich streng bergab gegangen bin. Dann kommt eine Verzweigung, an der mich ein Auto aufgabelt (das leider von oben kommt!) und mich fragt, was ich denn hier suche. - Den Camino de Santiago! - Antwort: Tja, wo der jetzt genau ist, das wusste mir die freundliche, jugne Fahrerin jetzt so genau auch nicht zu sagen, aber alle anderen Rucksackträger wären ganz da ... und hier zeigt ihr Finger in eine Richtung, die ich gerade von der anderen Seite gesehen hätte ... wären meine Augen nicht nur offen, sondern auch sehend gewesen.

 

Es hilft alles nichts, ich muss die 2,2 km wieder bergauf - und zwar ganz genauso streng, wie ich sie vorher heruntergekommen bin. Ich könnte mir in den Hintern beißen! - wenn der sich nicht so ungünstig auf der meinen Zähnen abgewandten Seite meines Körpers befinden würde. So ein ... Neinneinnein, ich sag es nicht, aber ich denke es ziemlich laut!

 

Als ich wieder richtig bin, plumpse ich erst einmal auf einer Treppe zu einem Haus auf meinen Hintern und dann völlig in mich zusammen. Wenn ihr wissen wollt, wie sich absolut demotiviert sein anfühlt, dann müsst ihr genau hierher kommen und euch genau wie ich verlaufen, dann habt ihr eine ziemlich gute Vorstellung davon!

 

Und weil ich gerade so schön damit beschäftig bin, mich gnadenlos zu ärgern, mach ich auch gleich damit weiter, denn ein Stückchen weiter komme ich an ein kleines Steinhäuschen, das ein ganz junger und total idealistischer Hüpfer zu einer Pilgerherberge umbaut. Wenn das alles so wird, wie er angefangen hat und wie er sich das denkt, dann wird das hier total schön!

 

 Der Rest des Tages wird irgendwie auch nicht viel besser: Ich laufe nur noch, um anzukommen. Eigentlich wollte ich nur durch O Cadavo hindurchgehen, aber als ich dort bin, bin ich fix und fertig und habe so was von fertig. Die Herberge ist schön, die Hospitalera dafür ziemlich unfreundlich und nicht sehr zuvorkommend. Vielleicht ist sie sauer, weil hier nicht mehr so viele Pilger bleiben, seit es nur wenige Kilometer weiter in Castroverde auch eine Herberge gibt, aber wenn die zu allen so ... herzlich ist, dann ... Macht nix. Vielleicht hat sie ja auch nur einen schlechten Tag.

 

Im Ort finde ich eine Bar, auf der ganz groß Wifi steht. Ha! Das rettet mir doch den Tag! Ja, das tut es! ... wenn man mit einem Schild, auf dem groß Wifi steht, zufrieden ist. Gehen tut es nicht. Auch ein Gast an der Bar versucht es erfolglos. Der ist nett! Die Wirtin ... ist mit der Hospitalera verwandt.

 

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