09.07.2018

Das haben wir gut gemacht, dass wir gestern so weit gegangen sind, denn gestern war es ja bis nachmittags eher bedeckt. Heute ist es klar, sonnig und schon beim Losgehen nicht eben frisch. 

 

Wir kommen erst einmal auch nur bis zu einer Gaststätte an der nächsten Bucht, an der wir eh anhalten müssen, um uns den ersten Stempel des Tages zu holen. Ich denke nicht, dass wir auf den letzten paar Kilometern noch sooooo oft Gelegenheit dazu haben werden. 

 

Überhaupt ist mir das Laufen heute echt schwer. Eigentlich mag ich gar nicht mehr gehen und wenn es jetzt einen Schlag tun würde und ein Taxi ankäme, ich würde einsteigen. Dabei weiß ich nicht, ob das daran liegt, dass ich einfach wandermüde bin, oder daran, dass ich nicht ankommen möchte.

 

Das ist bei mir immer so, aber eigentlich immer vor Santiago. Da ist so ein Kampf zwischen ankommen wollen und eben nicht ankommen wollen, stolz zu sein, dass ich es geschafft habe, und es gleichzeitig gar nicht schaffen wollen, sich aufs Ankommen freuen und gleichzeitig am liebsten wieder umkehren wollen. Die Füße wollen laufen, aber die Beine sich nicht bewegen. Ich kann das gar nicht beschreiben, aber vielleicht kennt ihr dieses Gefühl. In diesem Jahr blieb das vor Santiago aus, weil ich ja wusste, dass Dennis kommen und mit mir weitergehen würde, da wollte ich so schnell wie möglich ankommen, da war mein Weg ja noch nicht vorbei. Aber wenn wir heute in Finisterre ankommen, ist er vorbei und nicht nur der Weg an sich, sondern auch unsere Sohn-Mutter-Tour und das ...

 

 

Auf dem letzten Stück Camino gibt sich Schön wirklich noch einmal alle Mühe. Der Weg führt sehr sachte bergauf durch Pinien und Eukalyptus und dann stramm hinunter zu einem riesigen langen Sandstrand. Freilich haben es die, die dieses Stück Weg befestigt haben, sicher nur gut gemeint, aber gut meinen heißt nicht immer unbedingt, dass das Ergebnis auch gut ist. Der Belag ist so eine Form von Beton mit Splitt, auf der die Schuhe so gar keinen Halt finden. Na klasse, da mag ich schon eh nicht mehr laufen und dann kriege ich auch noch ein Stück, das ich so gar nicht leiden kann! Wer denkt sich nur um Himmels Willen so einen Unsinn aus?! Warum kann man Wege nicht einfach natürlich lassen und so, dass die Füße auf ihnen Halt finden?!

 

Aber nicht erschrecken, es ist nur ein kurzes Stück, dann sind wir unten und sitzen - schwups! - vor einem Kiosk und genießen den Blick auf die weite Sandbucht (für alle, die mir den Rat gegeben haben, in die kleine Bucht davor hinunterzusteigen: Seid nicht böse, das hebe ich mir für meinen nächsten Camino auf! Für heute ist mir da einfach effektiv zu wenig Bewirtschaftung dort unten, auch wenn die kleine Strandecke wirklich verführerisch aussieht!), ein Eis und eine schöne kalte Cola. Hach, hier könnte ich ewig sitzen!

Aber nix da, noch sind wir nicht angekommen!

 

Wir ziehen unsere Schuhe aus und schlupfen mit unseren nackten Füßen über den Strand, bis wir unsere Rucksäcke von uns werfen und uns selbst ins Wasser. Heideröslein!, ist das kalt! Laaach! So schnell, wie wir drin sind, sind wir auch schon wieder raus aus dem Bibbernass, aber bitte, wir waren zumindest drin, wenn auch nur ganz kurz.

 

Ach, Kinders, pilgern kann so schön sein!

Wir jedenfalls haben ab sofort keine Eile mehr, trödeln,  gönnen unseren Füßen den Massage ganz auf dem Sand und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht anfangen würde zu sammeln. Hier gibt es massenhaft Schneckenhäuser, eins schöner als das andere. Wohin damit? Ich nehme mein Credencial aus seinem Beutel, stecke es ordentlich in meine Bauchtasche, verwahren im Beutel meine Funde und merke erst zu spät, dass meine nasse Hose durch die Tasche quadscht und mein Credencial feucht wird. So ein Käse!