27.06.2018: Campiello - Penaseita

Geht es euch auch manchmal so: Eigentlich sagt der Kopf, tu es nicht, aber der Bauch hält dem Kopf den Mund zu und sabbelt dir ins Ohr, tu es doch, und dann hängt man irgendwo dazwischen und weiß gar nicht mehr, wo es lang geht. So ging es mir schon die ganzen letzten Tage. Ich bin in diesem Jahr körperlich einfach nicht gut drauf ... und vom Kopf eigentlich auch nicht wirklich, aber ich würde so gerne über den Hospitales gehen, weil die Route so schön ist. Hier steht Wille gegen Vernunft und es kämpft mit und in mir .... und am Ende siegen die Wolken. Nein, meine Lieben, Hospitales in einer eiskalten Wolke hatte ich schon einmal und das war nicht schön. Bis ich am Puerto del Palo war, war ich von innen heraus so kalt, dass ich glatt als Eisklumpen durchgegangen wäre, und rief mir ein Taxi.

 

In Borres liegt eine dicke Suppe über der Welt und meinem Gemüt. Ich  treffe, ein bisschen verloren und genauso unschlüssig wie ich, eine junge deutsche Mitpilgerin, die schon in den letzten Tagen den Weg mit mir geteilt hat. Wir haben gestern schon lange und viel über die Vor- und Nachteile des einen und anderen Weges diskutiert, jetzt hat sie für sich beschlossen, über Pola de Allande zu gehen. Und was die kann, kann ich schon lange! Flugs schütte ich meine zwei zusätzlichen Liter Wasser weg, die brauche ich nicht mehr, denn auf dieser Strecke gibt es Häuser, Geschäfte und Bars, und sie wiegen Zentner!

 

Außerdem habe ich noch eine Dose Cola im Rucksack, aber gut, die ist da eigentlich immer, mein ganz persönliches Notfall-Kit, um, wenn ich einmal wirklich mitgenommen in einem Ecklein hocke, schnell meinen Zucker- und Koffeinspiegel wieder auf ein gangbares Level zu bringen. Immer mit im Rucksack sind übrigens auch meine Leckerschneckchen von Harribo. Kennt ihr nicht? Nein, die gibt es auch nicht in jedem Geschäft, aber bei uns schon und für mich sind es die allerbesten Gummibärchen von Welt. Gut, mein Vorrat ist seit Bodenaya drastisch um eine komplette Packung gesunken, aber wenn ich sie mir gut einteile, kommt ja in Santiago mit Dennis wieder Nachschub.

 

 

Natürlich hängt bei mir noch eine Weile der Bauch schief in der Gegend herum und ist ein bisschen trotzig, weil er nicht ausreichend beachtung fand, aber im Laufe des Tages finde ich mich immer wieder in einem Körper wieder, der irgendwie heute alles will, nur nicht laufen. Meine Füße brennen, mein Kopf schubbert auf dem Boden und hinterlässt eine breite Schleifspur und mein Herz ... hat sich heute von mir frei genommen, meinen Abmarsch geflissentlich ignoriert und ist einfach im Bett liegen geblieben. Heute passt so rein ganz und gar nichts!

 

Am liebsten würde ich ein Taxi rufen und mich irgendwohin fahren lassen. Flughafen Santiago wäre doch eine gute Idee! Kurzfristig einen Flug kann ich bestimmt finden, dann komme ich einfach in zwei Wochen mit Dennis wieder nach Spanien, laufe mit ihm nach Finisterre und muss nicht meinen Rückflug verfallen lassen.

 

NEIN!

 

Ich glaube, jeder Pilger kennt diese Gedanken, wenn man haarscharf davor steht, den Rucksack in eine Ecke zu pfeffern und im nächsten Urlaub sein Glück zwischen um 5.00 Uhr morgens die Liegestühle besetzenden Touris in einem All-inclusive-Schuppen zu versuchen. Diese Momente gibt es einfach! Sie ziehen total runter, sie dauern auch mitunter länger (bei mir heute bis nach der dritten Flasche Wein), aber sie gehen vorbei. Die Kunst ist, sie eben so lange auszuhalten. Ich denke, das ist fast eine größere Herausforderung als 300 km querbeet durchs Kantabrische Gebirge zu stapfen. Da hilft nur ein Wort: NEIN! NEIN, ich werde mir kein Taxi rufen! NEIN, ich werde gehen, jeden einzelnen Meter! NEIN, ich gebe nicht auf! Und JA, es ist doch auch eine sehr gute Gelegenheit, mir den Weg über Pola de Allande und Penaseita auch mal anzugucken! Ich habe eh immer ein bisschen Bauchweh, wenn ich über Strecken schreibe, die ich nicht kenne. Ich packe die dann immer in eckige Klammern. Dadurch hab ich nicht weniger Magengrummeln, aber ich stehe dazu. Und wenn ich jetzt diesen Weg gegangen bin, hat mein Bauchfüßler zwei eckige Klammern weniger. Das ist doch was!

 

So stapfe ich vor mich hin und es geht auch alles soweit ganz gut. Freilich ist der Weg nicht ganz so schön und hält sich ziemlich an der Straße fest, aber er führt immer wieder von ihr auch herunter, knackig bergab über einen Wasserlauf und knackig wieder bergauf zurück zur Straße. Hinter La Mortera vertue ich mich aber offensichtlich und steige schier senkrecht hinauf zur Straße, die hier aber durch einen Felsdurchbruch führt. Ich suche Zeichen, finde sie aber nicht und bin schon drauf und dran, wieder hinunterzusteigen. Aber da hält ein Auto der Guardia Civil und soweit ich es verstehe, kommt der Camino gleich da vorne auch wieder herauf, also wackele ich ein bisschen hinter dem Durchbruch herum und stehe - schwups - auch schon wieder vor einem Muschelstein. Na bitte, so schlecht ist mein Hörverständnis der spanischen Sprache ja dann doch wohl nicht.

 

 

Jetzt ist es auch gar nicht mehr weit bis Porciles und guckt mal, wer da vor der Bar sitzt und mir fröhlich zuwinkt! Alle! Alle, mit denen ich in den letzten Tagen unterwegs war, alle, die eigentlich über den Pico Hospitales gehen wollten, alle, einfach alle sitzen da und fuchteln mit den Händen in der Luft herum. Und guckt mal, was da von hinten angewetzt kommt: Mein Herz! Das wollte diesen Moment freilich nicht versäumen und rechtzeitig wieder in mir drin sein, damit mir ein Stein von ihm herunterfallen und es Freudenhüpfer in meiner Brust machen kann. Na bitte, Kinders, geht doch!

 

Solche Momente sind und bleiben für mich unglaublich und unmöglich, wirklich zu beschreiben. Solche Momente gehören mit zu den Gründen, warum ich immer wieder mit dem Rucksack durch Spanien latsche. Solche Momente sind so wertvoll, kostbar, unbezahlbar.

 

Schier unbezahlbar ist auch der tröselige Filterkaffee, die  Wirtin von irgendwo herzaubert (ich denke, der kam aus ihrer privaten Küche zwei Türen weiter). Ganz im Ernst: Spanien ist das Land des absoluten Kaffeegenusses. Auch in der kleinsten Kneipe steht eine riesige Espressomaschine, die Bohnen werden immer frisch gemahlen, die Milch ausgiebig geschäumt - ein Koffeinhimmel auf Erden. Aaaber manchmal ist es eben auch noch sehr ländlich, was eben einfach auch seinen Reiz und einen ganz schönen Charme hat, ausgestrahlt von einer etwas ältlichen Senora in der Kittelschürtze - da würde eine Espressomaschine gar nicht hinpassen! Und ich bin fest davon überzeugt, sie wuselt nicht nur zwischen der Filterkaffeemaschine und der Terasse herum, sondern klaut zwischendurch ihren Hühnern hinter dem Haus zum Bocadillo auch noch die Eier unter dem Hintern weg. Ich liebe es!

 

 

 

Beim Weitergehen habe ich ein bisschen Panik, alle wieder zu verlieren, und bemühe mich redlich eine kurze Zeit lang, mit den jungen Hüpfern mitzuhalten ... bis ich hier mal fotografieren und da mal fotografieren muss (tu ich immer, damit man nicht merkt, dass ich keine Luft mehr kriege). Später weiß ich, dass ich sie nicht mehr wiedersehe (nur das Mädel aus Deutschland werde ich in Santiago noch einmal treffen) und mein "see you later" ... trifft durchaus zu, denn ich habe sie alle ganz fest in meinem Bauch und gebe sie nicht mehr her. Da bin ich knauserig.

 

So stackel ich immer wieder mal ein bisschen von der Landstraße weg durch die asturische Pampa und komme schließlich nach Pola de Allande. Die Herberge ist gleich rechts, aber ich bin sehr früh dran und habe Hunger und Durst, also wackele ich zunächst den Pfeilen hinterher ins Zentrum und lasse mich vor einer Bar auf einen Stuhl fallen.

 

 

Nein, ich kann nicht sagen, dass ich jetzt gerade glücklich bin. Mein Körper hängt nach wie vor in den Seilen und mein Bauch baumelt direkt daneben und hat beschlossen, sich für heute einen Tag Auszeit zu nehmen. Nun denn, solche Tage muss es eben auch geben und weil der heutige eh nicht mehr zu retten ist, beschließe ich, den morgigen etwas kürzer zu gestalten und nach Penaseita weiterzugehen und dort zu übernachten, allen guten Ratschlägen der Dame aus der Pilgerinformation zum Trotz, die mich eindringlichst darauf hinweist, dass es da außer der Herberge nur eine Bar gibt. Aber die reicht mir ja auch.

 

Der Weg ist nett und kürzt die morgige Strecke um ganze drei Kilometer und 100 Höhenmeter ab. Das ist doch eine gute Idee! ... Denke ich noch, stapfe an der entsprechenden Doppelmuschel nach rechts durch die Wiese zur Straße hinauf, finde auch sofort links von mir die Bar, gehe zu ihrer Eingangstür und lese: "Dienstags geschlossen". Nun ratet mal, was heute für ein Tag ist!

 

So, nun rutscht mir aber doch ein "Nee, ne?!" aus dem Mund. Ich bin ja, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, schon auch hartnäckig, aber so viel ich auch an der Türe drücke und ziehe, sie bleibt zu. So. Das habe ich nun davon, dass ich in Pola nicht auf die Dame gehört habe! ich muss ja auch immer alles besser wissen!  - Ach, und habe ich schon erwähnt, dass es den Herbergsschlüssel auch in eben dieser vernaledeiten Bar gibt?

 

Ich möchte nicht wissen, was der Senor aus dem Haus hinter mir bei meinem Anblick gedacht hat. "Nee, ne?!" hat er sicherlich nicht wörtlich verstanden, aber es war ihm offensichtlich sofort klar, was ich meinte. Übrigens: Außer der Bar, der Herberge und dem Haus hinter mir habe ich kein weiteres Gebäude wahrgenommen. Jedenfalls kommt er lauthals lächelnd über die Straße geschlendert und legt mir beruhigend die Hand auf den Arm: Alles gut, die Herberge ist bereits geöffnet und es sind schon Pilger dort. - Echt jetzt? Es sind schon Pilger dort? Das werden doch nicht ....

 

Och, das ist ja blöd, um hier die Spannung wirklich aufzubauen, müsste ich den Text oben wieder löschen, denn ihr wisst es ja schon: Nein, es sind nicht ganz viele Pilger, sondern nur zwei. - Och!, denke ich und dass die anderen entweder noch kommen oder in Pola übernachten. Aber ich bin nicht alleine und das ist doch schon mal sehr schön! - Ich glaube, es gibt nichts fürchterlicheres als in einer Herberge alleine zu übernachten. Einmal auf dem Camino de San Salvador bin ich weitergegangen. Ich hatte Stop in der Dorfkneipe gemacht und mit meinem Rucksack einiges Aufsehen auf mich gezogen; die würden jetzt ja alle wissen, dass ich da schlafe und mutterseelenalleine bin, das war mir schon ein bisschen gruselig. Also lief ich weiter ... und war in der nächsten Herberge auch alleine, was aber nicht ganz so gruselig war, weil es ein Gemeinschaftshaus in einer größeren Stadt war und Gitter an den Fenstern hatte. Neinneinnein, bitte versucht jetzt nicht, das rationell zu erfassen, denn damit werdet ihr genauso kläglich scheitern wie ich. Gefühl hat nichts mit Verstand oder Vernunft zu tun ... und bei mir schon mal gar nicht.

 

Hups, jetzt hab ich mich verloren. Wo bin ich denn? - Ach da! Ich wackele also zur Herberge, ein wunderschönes Steinhaus ein bisschen rechts unterhalb der Straße, und rüste mich innerlich für die Begegnung mit zwei anderen Pilgern, öffne die Tür und ...

 

Okayyyy?! Hm.

 

Es ist ein großer Raum, in der Länge und vorne ein bisschen abgeteilt mit einer Wand, hinter der Wand stehen die Etagenbetten, vor der Wand sitzt eine Dame und macht einen Eindruck, der genauso verloren aussieht, wie ich mich gerade fühle. Ich presse mir ein "Hola" heraus, dass sich, wie ich hoffe, fröhlicher anhört als ich mich fühle, was aber ganz offensichtlich nicht der Fall ist. Zumindest erzeugt es bei meiner Gegenüber keine Fröhlichkeit.

Hm.

 

Ich gucke links hinter die Wand, wo zwei Betten belegt sind. In einem schläft der zweite Pilger. Okay. Den will ich ja nun nicht wecken. Ich gucke rechts hinter die Wand, wo alle Betten frei sind. Na klar, wenn zwei Pilger hier sind und zwei von ihnen links schlafen, ist rechts eben niemand. Schon logisch.

Hm.

 

Ich wackele an den Betten entlang und versuche, mir das auszusuchen, das am wenigsten uneinladend aussieht. Keine leichte Aufgabe ist das, dann hocke ich mich ganz an der Kante drauf und ... Ja, ich bin gerade pfinzig! Aber so was von! Heute ist nicht mein Tag! Ich fühle mich schon seit morgens komplett Scheiße! Ich bin gelaufen, obwohl ich so was von rein überhaupt gar keinen Bock drauf hatte! Ich bin sogar bis hierher gelatscht, um morgen ein bisschen weniger zu haben! Und jetzt? Jetzt hocke ich hier auf einem Bett, das von all den grausigsten Betten noch das am wenigsten grausigste ist, und könnte speien! Touris verlangen, Pilger danken? - Rutscht mir doch gerade mal gepflegt da herunter, wo ich den ganzen Tag meinen Rucksack trage! Und dann landet mit der Nase genau auf dieser Matratze! Na? Wollt ihr das? Nee? Ist euch nicht angenehm, mit der Nase auf dieser Matratze zu landen? Och?! Und ich soll da drauf schlafen! Und ich soll hier schlafen, wo außer mir nur eine Dame hockt und unglücklich aussieht und einer sich vor Verzweiflung in den Schlaf flüchtet, um nicht aushalten zu müssen, hier zu sein! Also bitte erzählt mir nix von Dank und Demut und Zufriedenheit! Ich brauche nicht viel, ich bin ganz bestimmt kein Großkotz und unterwegs schon mal drei Mal nicht, aber das hier ....

 

Ich stelle meinen Rucksack ganz vorsichtig ab und achte sehr genau darauf, dass er nicht zu viele Berührungspunkte mit seiner Umgebung hat, gehe nach draußen und zünde mir erst einmal eine Zigarette an. Ich muss ganz dringend nachdenken. Blöd nur, dass man dazu einen Kopf benötigt und der ist bei mir gerade im Stand-by-Betrieb, also nicht ganz aus, aber auch alles andere als an. Ja, vielleicht denkt ihr jetzt wirklich von mir, dass ich ja wohl einen Schatten habe und jede Herberge für eine Nacht völlig in Ordnung ist. Ihr habt ja auch recht! Aber im Moment geht mir das völlig am Gesäß vorbei. Ich leide, ich bin unglücklich, ich mag hier nicht bleiben, auf gar keinen Fall, ich gehe zurück, Schluss, aus, fertig!

 

Komplett entschlossen gehe ich wieder hinein ... und lande mit meinem Hintern wieder auf dem gleichen Eckchen, das ich eben verlassen habe: Denk doch mal nach! Drei Kilometer zurück, morgen wieder drei Kilometer hierher und das nur, weil du gerade in einer Laune bist, da würdest du auch einen Prinzen mit leckerem Knackpo auf einem feurigen Schimmel mit einem riesigen Strauß roter Rosen nur anzicken und Penner schimpfen. Hallo! Das Problem ist doch nicht die Herberge, sondern deine miese Laune! Und jetzt kneif gefälligst die rückwärtigen Backen zusammen und spiel hier nicht Rumpelstilzchen auf der Erbse, sondern dusch dich und hinterher sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!

 

Manchmal könnte ich mir selbst den Vogel zeigen und sagen, "du kannst mich mal", was bei anderen auch wirkt, bei mir aber leider nicht, weil ich mich damit so rein gar nicht beeindrucke und wenn ich mal damit angefangen habe, mit dem erhobenen Zeigefinger Löcher in die Luft zu stochern, dann höre ich so schnell damit nicht auf. Ich kenne mich ja nun auch ein bisschen, weiß das, ergebe ich mich in mein Schicksal, gebe mir nach, packe mein Handtuch und meine Waschsachen aus, schleppe mich in die Dusche, mach mich nackig, stelle das Wasser an und mich selbst darunter und ... Ach, die beiden Regenwürmer, die sich an den Kacheln nach oben hangeln, die machen jetzt gerade den Bock auch nicht mehr fett.

 

Und nach dem Duschen wird tatsächlich alles besser, was jetzt allerdings weniger an meiner Einsicht liegt als vielmehr an einer wohlgefüllten, zweckentfremdeten 1,5-l-Wasserflasche und Santiago.

 

Laaach! Ich sehe jetzt genau eure Gesichter: Jetzt ist sie komplett durchgeknallt! Jetzt muss aus noch das Heilige Jaköbchen seinen Kopf für ihre Zickereien herhalten! Die spinnt ja total! - Nein, tu ich nicht, denn hier ist Santiago tatsächlich bei mir und wird es auch bis Santiago bleiben und ganz bestimmt noch ganz lange darüber hinaus! Und Santiago hat sich, als er ankam, in weiser Voraussicht die Flasche von dem Herrn, den ich ja nun auch kenne, seine Wasserflasche mit Wein füllen lassen, den er jetzt mit K. und mir teilt.

 

Das sieht ja komisch aus, Santiago und K., aber solange ich nicht aus seinem Nähkästchen plaudere, darf ich Santiago bei seinem Namen nennen (und er heißt wirklich so!), während K. das nicht so gerne mag.

 

Nachdem wir diese Flasche miteinander geleert haben, sieht die Welt tatsächlich viel rosiger aus und sogar mein Herumgebrummel ist viel weniger brummelig ... und den Rest erledigen die nächsten drei Flaschen Wein. Mit einem Augenzwinkern machte der Herr Santi nämlich Mut, ruhig einfach bei der Bar anzuklopfen, wenn wir Hunger und Durst hätten. Der würde uns schon was geben! Und das tat er auch! Zum Glück ist Santis Spanisch absolut sattelfest und seine Augen blinkern so frech und freundlich, dass der Senor gar nicht anders konnte, als uns einen riesigen Teller mit Chorizo und Käse, einen großen Korb Brot und drei Flaschen Wein zu richten, mit denen wir es uns im "Aufenthaltsraum" der Herberge gemütlich machen. Und glaubt mir: Ich war schon ganz viel, oft und lange auf Caminos unterwegs, aber ich hatte selten einen so schönen Abend!

 

Also, Kinders, nur noch mal, damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Herberge in Penaseita ist schon sehr einfach und ganz sicher kein Grand Hotel, aber ganz ehrlich: Mit ein bisschen schmuddeligen Betten und Matratzen muss man in Herbergen einfach leben und diese waren nicht anders als die in anderen Herbergen. Ich war nur eben total schräg drauf, habe dann aber einen traumhaften Abend und durchaus auch eine gute Nacht in ihr verbracht und möchte es für nix in der Welt missen, dass ich dort geschlafen habe.

 

Lach! Und ich habe den Titel für mein nächstes Buch: "Als ich mir mit Santiago die Herberge so schön trank, dass sogar die Regenwürmer zu 'ick bin eine schöne Blume' wurden" (Ich bin eine schöne Blume ist der einzige Satz, den Santi auf deutsch aufsagen kann ... und er ist so passend!)

 

Und mal eben: Wenn jemand von euch irgendwann auf die Idee kommt eine Klo-Party veranstalten zu wollen - ich kenne da jemanden, der das macht, richtig professionell mit DJ und Rambazamba!